Der Bienenzuchtverein Hanshagen blickt auf seine 140-jährige Geschichte zurück
Die 1845 gegründete „Eichstädter Bienenzeitung“ war die erste Imkerfachzeitschrift mit überregionaler Verbreitung. Wesentliche Entdeckungen in den 1850er und 1860er Jahren wie z. B. die Erfindung der künstlichen Mittelwand oder die Honigschleuder revolutionierten die Imkerei und die Bienenzeitung bildete Kommunikationsforen. Dies führte zu regionalen und überregionalen Zusammenschlüssen von Imkern zu Vereinen.
Am 18. Juni 1882 wurde in Hanshagen der „Bienenzuchtverein für Hanshagen und Umgebung“ gegründet. Die ersten Mitglieder – natürlich alles Männer – waren ein Pastor, ein Hofbesitzer, ein Postagent, ein Küster, ein Förster a. D., ein Mühlenbesitzer, ein Lehrer und ein Stellmacher. Die Männer kamen aus Hanshagen, Gladrow, Moekow, Friedrichshagen, Kemnitz und Kemnitzerhagen. Ziel des Vereins war die „gegenseitige Unterstützung durch Rath und That in der Förderung der Bienenzucht“.
Durch die lückenlose Protokollführung der Vorstands- und Vereinssitzungen können wir heute die interessante und teilweise kuriose Entwicklung des Vereins nachvollziehen.
Vorrangig war damals noch das Halten und Züchten der Bienen in Körben. Durch Vorträge, Erfahrungsaustausche und Besuche am Stand wurden die Vorteile der Magazinmethode erläutert und sie fand so langsam Einzug in die Imkerei.
Schon 1905 sprach sich der Verein gegen „Kunsthonig“ und das Strecken des Honigs mit Zucker aus. Es wurde ein Honigschutzgesetz gefordert. Selbst 1909 wurde in mehreren Zeitungen die Honiggewinnung aus Zucker kapitalversprechend angepriesen.
Der Verein wuchs stetig. Mittlerweile traten auch Imker aus Diedrichshagen, Ludwigsburg, Boltenhagen, Wieck, Groß Kiesow, Wusterhusen, Dersekow, Weitenhagen, Wrangelsburg, Jägerhof und Sanz in den Verein ein.
Aus den alten Protokollen ist gut herauszulesen, wie unser heutiges selbstverständliches und wissenschaftlich fundiertes Wissen über Bienen durch Beobachtung und Erfahrungsaustausch entstand. So wurde erst ab 1920 über den Nutzen der Imkerei für die Landwirtschaft referiert.
1926 zählte der Verein zwar 43 Mitglieder, doch es wurde über fehlenden Imkernachwuchs geklagt. Heute, fast 100 Jahre später, haben wir das gleiche Thema auf der Tagesordnung.
Während des ersten und zweiten Weltkrieges wurden die Imker verpflichtet, für die Bienenstände der eingezogenen Imker zu sorgen. Es war schwierig, genügend Zucker für die Überwinterung zu bekommen. Im 2. Weltkrieg gab es Pflichtabgaben für Honig und Wachs.
Nach dem Krieg wurde die Vereinsarbeit neu organisiert. Lt. Verordnung mussten Obmänner gewählt werden (Zuchtobmann, Seuchenobmann, Wanderobmann …). Jetzt kam auch das Thema Insektenbekämpfung in der Landwirtschaft durch das Verspritzen von Gift vermehrt auf die Tagesordnung. 1952 mussten die Imker ihre Bienen einsperren, damit der Raps mit einem Insektizid behandelt werden konnte.
1966, nach 84 Jahren, wurde die erste Frau in den Verein aufgenommen. Um die vom Zentralorgan vorgegebenen Wettbewerbsziele zu erfüllen, mussten viele Imker Wanderungen mit den Bienen vornehmen. Im Laufe der Zeit trat dabei die Zucht der Bienen immer weiter in den Hintergrund.
Nach der Wende ging die Zahl der Imker und der von ihnen betreuten Bienenvölker in vielen Vereinen stark zurück. Da der Imkerverein Hanshagen aber auf sehr erfahrene und engagierte Imker zurückgreifen konnte, überlebte der Verein. Heute zählt er 24 Mitglieder aus 14 Orten und wird von zwei Frauen geführt.
Anlässlich des 140-jährigen Bestehens beging der Verein am 13.08.2022 sein Jubiläum mit einem Sommerfest in der Wassermühle Hanshagen – angelehnt an alte Traditionen.
Jeden 3. Donnerstag im Monat findet in der Kegelhalle Hanshagen um 18:00 Uhr der „Stammtisch der Imker“ statt. Nicht nur Vereinsmitglieder bekommen hier im Erfahrungsaustausch neue Einblicke und Anregungen, auch Bieneninteressierte, (angehende) Neuimker oder erfahrene Imker sind herzlich willkommen. Schauen Sie gern mal vorbei oder informieren Sie sich über das Vereinsleben auf unserer Hompage:
bzv-hanshagen.wixsite.com/imkervereinhanshagen
Kerstin Voigt